MEW 

 

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14.000 Seiten Marx & Engels auf CD-ROM

Auszüge aus der bei SPIEGEL ONLINE erschienen Besprechung von Giesbert Damaschke

(...)Ein (...)geisterhaftes Rezeptionsschicksal hat das sprichwörtlich umgehende Gespenst. Es ist schon erstaunlich, was so in den Leitartikeln und Kommentaren der letzten Monate sein gespenstisches Unwesen trieb. Das reicht von "Ein Gespenst geht um in Deutschland: fünf Mark fürs Benzin" in der "TAZ" über "Ein Gespenst geht um in Deutschland: die Globalisierung", das die "Welt" ausmachte, bis zum "Ein Gespenst geht um in Berlin, und es hört auf den Namen Kunst" in "SPIEGEL ONLINE".

Ob wohl Autoren und Leser immer wissen, wo das häufig beschworene Gespenst seine Wanderung begonnen hat?

Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikalsozialisten und deutsche Polizisten.

So beginnt das zwar berühmte, aber kaum bekannte "Manifest der kommunistischen Partei" von Marx und Engels aus dem Jahr 1848. Die Werke des philosophischen Duos sind in den letzten 10 Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten. Früher füllte die vielbändige Ausgabe "Marx, Engels: Werke (MEW)" etliche Regalmeter, heute sind die blauen Bände der MEW fast verschwunden.

Doch nicht verzagen, der Kapitalismus hat auch seine gute Seiten - zum Beispiel dann, wenn die Berliner Directmedia Publishing GmbH die Gunst der Stunde nutzt und die voluminöse MEW mit rund 14.000 Seiten Text nahezu vollständig auf CD-ROM brennt und ihrer gar nicht genug zu lobenden  Digitale Bibliothek als Band elf hinzufügt: Für knapp einhundert Mark gibt es weit mehr, als man jemals von Marx/Engels lesen und kennen sollte. Das gewaltige Textmassiv ist mit einer vorzüglichen Volltextsuche versehen und unter wohltuendem Verzicht auf multimediale Albernheiten, die schon mehr als eine gut gemeinte CD-ROM-Ausgabe ruiniert haben, produziert.

Angesichts der mustergültigen Aufbereitung des Bandes und der gesamten Digitalen Bibliothek verstummt die nörgelnde Kritik am Detail - sie wäre hier nichts als kleinlich. Wünschen wir dem mutigen Verlag lieber alle kapitalistischen Segnungen, auf daß auch die bereits angekündigten Bände erscheinen mögen und sich andere Verlage ein Beispiel daran nehmen.

Marx, Engels: "Ausgewählte Werke". Digitale Bibliothek, Bd. 11. Directmedia Publishing, Berlin; CD-ROM; 99,- Mark

aus: SPIEGEL ONLINE 7/1999 -