U.a.: Roastbeef und Mineralwasser

Engels in Bremen --- Marx und Goethe --- MEGA  -- Zahnschmerzen

Marx im Goethejahr

Wilhelm Liebknecht berichtet, welche Rolle Marx gern spielte: Den Mephisto nämlich (aha, also ..., das....): "War er (Marx) in Höchststimmung, dann gab er uns (den berühmten Schauspieler) Seidelmann als Mephisto. Für Seidelmann, den er als Student in Berlin gesehen und gehört hatte, schwärmte er, und >Faust< war sein deutsches Lieblingsgedicht."
Mephisto mit Vollbart ist seitdem noch auf keiner Bühne gezeigt worden, oder ...?


Zwei Sätze vom 30. Dez. 1998:   "Nach fast sechs Jahren Pause ist ein neuer Band der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) erschienen - der erste nach den revidierten Editionsrichtlinien und in einem neuen Verlag, dem Berliner Akademie Verlag. Dieser Band ist aber zugleich der achtundvierzigste der seit den sechziger Jahren in Moskau und Ost-Berlin geplanten, 1972 mit einem Probeband an die Öffentlichkeit getretenen "zweiten" MEGA, an der sich von Anfang an das Internationale Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam, in dessen Besitz sich seit Ende der dreißiger Jahre zwei Drittel der Originalhandschriften befinden, beteiligt hat, nachdem der Charakter der Edition als historisch-kritische Gesamtausgabe garantiert war." (FAZ)


Manchester, 20 Mai

Diesmal sitze ich zu Hause mit Leinsamenumschlägen auf der linken Seite des Gesichts, um ein bösartiges Geschwür zur Raison zu bringen, reduziert auf magre Kost und ohne Bier, doch ist mir glücklicherweise ein Glas Wein befohlen worden. Es wird behauptet, ich hätte zu viel Roastbeef gegessen, jedenfalls bin ich seit 4 Wochen mit meinem Gesicht in einem fort beschäftigt gewesen, erst Zahnschmerzen, dann geschwollne Backe, dann wieder Zahnschmerzen, jetzt endlich die Blüte des Ganzen in einer Furunkel, wie der kleine Heckscher das Ding nennt. Außerdem muß ich Mineralwasser saufen und des Morgens um 7 Uhr heraus, auch sehr angenehm.

Friedrich Engels an Karl Marx, 20. Mai 1857

London, 22. Mai

Was nun
Dein Leidwesen betrifft, so ist es meine fixe Idee, daß das Ganze von einem hohlen Zahn herrührt, der ausgerissen werden muß und der, durch eine Reihe von Vermittlungen, allen andern bösen Symptomen zugrunde liegt. Hescher, of course, wird das leugnen. Indes, wenn Du herkommst, worauf ich mich sehr freue, kann es jedenfalls nicht schaden, wenn Du mich einmal zu einem wirklich vortrefflichen Dentist begleitest, der das Gebiß prüft. Meine Ansicht grundet sich darauf, daß ich vor zwei Jahren an ganz ähnlichen Geschichten litt: daß Dr. Freund ebenfalls erklärte, ich habe zu viel Fleisch gegesssen, und daß endlich, durch einen corageusen Gang vor einigen Monaten zum Zahnarzt, die Quelle des Unwesens entdeckt ward.

Karl Marx an Friedrich Engels, 22. Mai 1857


Engels in Bremen

Friedrich Engels absolvierte in der Zeit von Juli 1838 bis März 1841 seine Ausbildung als Handlungslehrling (Kaufmannsdiener) bei der Handeslfirma H. Leupold in Bremen. Die Hausfassade dieser Firma befindet sich nachwievor in der Martini Str. 27.

Engels wohnte am St. Martini Kirchhof 2, das Zimmer gehörte zu einem Anbei der Martini Kirche (existiert ebenfalls noch). Vermieter war der Hauptpastor G. Treviranus, bei dessen Familie Engels Tischgast war.

In seiner Bremer Zeit war Engels bereits als Journalist, Dichter und Schriftsteller tätig. Seine Arbeiten veröffentlichte er unter dem Pseudonym Friedrich Oswald oder "F.O.", was nötig war aufgrund seines jugendlichen Alters, seiner Stellung als Handlungslehrling und seiner äußerst konservativ eingestellten Eltern.

Das politische Klima war zu dieser Zeit in Bremen wesentlich liberaler und freier, als in Engels Heimat. Insbesondere die Briefe aus der Bremer Zeit lassen seine inneren Konflikte und religiöse Kämpfe deutlich werden. Ansonsten soll er Bremen aber nicht so gut in Erinnerung gehalten haben, denn im Frühling 1841 schreibt er seiner Schwester Marie einen Brief mit folgendem Ausschnitt: "Ich danke Gott, daß ich nun auch dieses langweilige Nest verlasse, wo man nichts tun kann als fechten, essen, trinken, schlafen und ochsen. Voilà tout."

1840 Soll Engels eine Arbeit über die sozialen Zustände in Bremen geplant haben. Bisher ist jedoch eine derartige Schrift nicht aufgefunden worden.

Die DEFA hat übrigens über die Bremer Zeit des Friedrich Engels einen Film veröffentlicht: "Flug des Falken". Dirk Wäger spielt hierin den jungen Engels.

(John Gerardu) -
Danke!